Was ist ein Bank Run? - GLKB
Was ist ein Bank Run?

Banken in der Schweiz unterstehen hohen regulatorischen Anforderungen, damit sie ihre finanzielle Stabilität gewährleisten können. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) legen dabei die Voraussetzungen für Finanzstabilität fest. Dazu gehören unter anderem die Mindestreserven einer Bank, die in Form eines bestimmten Prozentsatzes der kurzfristigen Verbindlichkeiten der Bank bestimmt werden. Weitere Voraussetzungen sind die Höhe und die Quote des Eigenkapitals und der Liquiditätsreserven einer Bank. Solche Voraussetzungen verfolgen den Zweck, das Vertrauen ins Bankensystem zu stärken. Für grosse, systemrelevante Banken, wie beispielsweise die UBS, die PostFinance, die Raiffeisen Gruppe oder die Zürcher Kantonalbank, deren Ausfall erhebliche Auswirkungen auf das Finanzsystem haben würde, gelten noch strengere Anforderungen.
Das wichtigste Element für Banken ist das Vertrauen der Kunden. Die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit von Banken ist essenziell. Dennoch unterliegen Finanzinstitute genauso gesamtwirtschaftlichen Schwankungen wie andere Unternehmen ausserhalb des Finanzsektors. Herausfordernd wird es, wenn ein Finanzinstitut die regulatorischen Vorgaben nicht mehr erfüllen kann und beispielsweise unter Kreditausfällen oder negativen Bilanzen leidet. Dies kann die finanzielle Stabilität einer Bank gefährden. Reichen die Kapitalreserven einer Bank nicht mehr aus, um Verluste auffangen zu können, kann dies ein Warnsignal sein. Ebenso kann ein starker Rückgang des Aktienkurses eines Finanzinstituts oder ein Anstieg der Anleihenrenditen ein Indikator für finanzielle Probleme sein.
Stossen neben solchen Herausforderungen auch noch negative Berichterstattungen der Medien über die finanzielle Situation einer Bank hinzu oder ordnet die FINMA Untersuchungen an, kann dies zu einem erheblichen Vertrauensverlust seitens der Kundschaft führen. Gemunkel über potenzielle Liquiditätsprobleme oder eine drohende Insolvenz können sich wie ein Lauffeuer verbreiten. Dies kann im schlimmsten Fall zu Panik unter den Kundinnen und Kunden einer Bank führen, da diese um die Sicherheit ihrer Einlagen fürchten. Dies gilt besonders dann, wenn die betroffene Bank mit ihrer Kommunikation gegen aussen nicht glaubhaft die Gerüchte aus dem Weg räumen kann. Intensiviert sich der Vertrauensverlust seitens der Kundschaft, hat dies zur Folge, dass viele Kundinnen und Kunden gleichzeitig versuchen, ihr Geld bei der betroffenen Bank abzuheben oder an andere Finanzinstitute zu transferieren. Diesen Vorgang bezeichnet man als «Bank Run», also übersetzt «Bankensturm». Wenn die betroffene Bank nun ungenügend Liquidität hat, um die hohe Nachfrage nach Geldabhebungen oder Transaktionen unverzüglich zu decken, kann dadurch die Panik weiter verstärkt werden. Für Banken kann ein Bank Run verheerend sein, denn ist er erst einmal gestartet, ist er kaum mehr aufzuhalten. Um einen Bank Run und die damit einhergehende Zahlungsunfähigkeit abwenden zu können und liquide Mittel schnellstmöglich zu beschaffen, könnte die betroffene Bank dazu gezwungen sein, Vermögenswerte zu ungünstigen Konditionen zu verkaufen. Oftmals ist es dafür jedoch schon zu spät oder die zu verkaufenden Vermögenswerte reichen nicht aus, um die Nachfrage nach Abhebungen und Transfers zu anderen Finanzinstituten zu decken.
Um einem solchen Szenario entgegenzuwirken, haben viele Länder Sicherheitssysteme eingeführt, die dazu dienen, Kundeneinlagen zu sichern. Zudem können die Zentralbanken Notfallkredite bereitstellen, um Banken in herausfordernden Zeiten unter die Arme zu greifen, damit ein Bank Run abgewendet werden kann.
Hierzulande ist die Stabilität des Finanzsystems sehr hoch und Bank Runs sind sehr selten. Im Jahr 1991 gab es beispielsweise einen Bankensturm bei der Spar- und Leihkasse Thun. Die Bank musste anschliessend aufgrund von Überschuldung ihre Türen schliessen. Erst kürzlich gab es ein weiteres, auswirkungsreiches Ereignis in der Schweizer Bankenwelt. Mit dem Fall der Credit Suisse im Jahr 2023 mussten der Bundesrat, die SNB und die FINMA eingreifen, um die Schweizer Volkswirtschaft zu schützen und verheerende Schäden abzuwenden. So erliess der Bundesrat ein Paket mit Massnahmen, die die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ermöglichten. Dadurch konnte ein Verlust von Kundeneinlagen abgewendet werden.

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