Im Devisenbereich beschreibt ein sicherer Hafen eine Währung, die von Anlegern in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten mit erhöhter Marktvolatilität als Zufluchtsort gesucht wird. Solche «Safe-Havens» sind beispielsweise der Schweizer Franken oder der japanische Yen. Der Franken gilt als widerstandsfähig und ist eine bevorzugte Währung in turbulenten Zeiten. Für das hohe Vertrauen der Investoren in den Schweizer Franken sprechen die verhältnismässig tiefe Inflation, das starke Bankensystem, die konservativere Kreditvergabe, die niedrige Staatsverschuldung und die konstante Wirtschaftsentwicklung der Schweiz. Darüber hinaus trägt die Neutralitätspolitik der Schweiz zu einem stabilen politischen Umfeld bei. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die geografische Lage des Lands. Die Schweiz liegt im Herzen Europas und profitiert von der Nähe zu wichtigen globalen Volkswirtschaften. Diese Faktoren geben Anlegern Gewissheit, dass ihr Kapital auch in Zeiten globaler wirtschaftlicher Unsicherheiten sicher aufbewahrt ist.

Das Gegenteil von sicheren Häfen sind zyklische Währungen wie beispielsweise das britische Pfund und der kanadische oder australische Dollar. Zyklische Währungen unterliegen grösseren Schwankungen. Bei positiven Konjunkturaussichten verhalten sich Investoren risikofreudiger und zyklische Währungen gewinnen folglich an Beliebtheit. Der Euro ist weder ein sicherer Hafen noch ein typischer Zykliker. Er ist weniger stark von der globalen Stimmung abhängig als zyklische Währungen, wertet aber bei steigenden Risiken meist gegenüber sicheren Häfen ab. Da die Schweiz wirtschaftlich nach wie vor am stärksten mit Europa verflochten ist, wird hierzulande die Wechselkursentwicklung von EUR / CHF aufmerksam verfolgt. Zu welchem Kurs ein Währungspaar wie zum Beispiel EUR / CHF notiert, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. So fliessen makroökonomische Daten, Zinsdifferenzen einzelner Währungsräume oder die Stimmungslage an den Finanzmärkten in den Devisenkurs mit ein. 

Dank der wirtschaftlichen Beziehung zur Europäischen Union konnte der Schweizer Franken unabhängig von Unsicherheiten seine Stabilität bewahren. Die konservative Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank verstärkt zusätzlich die Wahrnehmung des Frankens als sicheren Hafen. In herausfordernden Wirtschaftszeiten interveniert die Zentralbank immer wieder, um die Stabilität der Währung aufrechtzuerhalten und ihren Status als verlässlicher Anker zu festigen. Dass der Franken als sicherer Hafen gilt, stellt die SNB aber nicht selten vor grossen Herausforderungen. Denn je höher die Nachfrage nach dem Franken ist, desto stärker droht er gegenüber anderen Währungen aufzuwerten. Dies verteuert Exporte aus der Schweiz und schwächt deren wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Um dem entgegenzuwirken kann die SNB am Devisenmarkt intervenieren. Als sicherer Hafen zu gelten ist zwar ein ehrenvoller Status für eine Nation, stellt Zentralbanken jedoch stets vor neue Herausforderungen. 

Die aktuelle Situation, die von zahlreichen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten und Volatilität geprägt ist, hat zu mehr Vorsicht bei Anlegern geführt. In solchen Zeiten neigen Investoren dazu, Sichere-Hafen-Währungen zu suchen. Dadurch erhofft man sich Kapitalschutz und eine Abmilderung potenzieller Verluste. Die erhöhte Nachfrage resultiert aus der Wahrnehmung, dass die Schweiz ein sicheres Finanzumfeld bietet und stärkt folglich den Wert des Frankens gegenüber anderen Währungen. Angesichts der anhaltenden globalen wirtschaftlichen Herausforderungen können sich Anleger weiterhin auf den Schweizer Franken als sicheren Hafen am Devisenmarkt verlassen.