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Verstehen der Staatsverschuldung: Ursache und Auswirkung - GLKB

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Verstehen der Staatsverschuldung: Ursache und Auswirkung

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Verstehen der Staatsverschuldung: Ursache und Auswirkung

Content Anlagethema 07.2025

Staatsschulden entstehen, wenn die öffentlichen Ausgaben eines Landes die Einnahmen übersteigen und die Differenz durch Kredite finanziert wird. Um eine angemessene staatliche Finanzpolitik zu gestalten, muss der Staat über eine gewisse Flexibilität bei seinen Verbindlichkeiten verfügen. Die Staatsverschuldung wird häufig relativ zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes angegeben (Grafik 1). Werte über 100 % bedeuten somit, dass die Staatsschulden die jährliche Wirtschaftsleistung übertreffen, während Werte unter 100% bedeuten, dass die Schulden tiefer sind als das BIP. Das BIP ist der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Landes in einem bestimmten Zeitraum produziert werden, also die Wirtschaftskraft eines Staats. Dadurch kann die Verschuldung im Kontext der wirtschaftlichen Grösse des Landes besser bewertet werden. Liegt die Verschuldung über 100 %, bedeutet das, dass die gesamten Staatschulden höher sind als die gesamte Wirtschaftsleistung des Landes.

Staatsverschuldung in Prozent des BIP

Was sind typische Einnahmen? 
Einkünfte wie Steuern, Gebühren und Abgaben sind nicht genügend, um die staatlichen Ausgaben zu decken. Aufgrund des aus diesem Missverhältnis resultierenden Defizits leiht sich der Staat Kapital von Gläubigern, das später inklusive Zinsen zurückgezahlt werden muss. Die Aufnahme von frischem Kapital wird primär durch Ausgaben von Staatsanleihen durchgeführt. Durch die Aufnahme von frischem Kapital erhöht sich der Zinsaufwand.

Was sind typische Aufwände?
Zu den wesentlichen Kosten des Staates gehören Sozialausgaben, Investitionen in die Infrastruktur und die Löhne der Staatsangestellten. Politische Entscheidungen wie Steuersenkungen oder die Erhöhung der Sozialausgaben können zu einer Ausweitung des Haushaltsdefizits führen. Auch externe Faktoren wie Naturkatastrophen, Pandemien oder Kriege können einen plötzlichen und starken Anstieg der Staatsausgaben auslösen und sind häufig ursächlich für eine wachsende Staatsverschuldung. Die Verfassung der Wirtschaft spielt eine wichtige Rolle. Bei einer schwachen Wirtschaftsleistung sinken die Steuereinnahmen, während höhere Sozialausgaben die Staatsfinanzen belasten. Hohe Zinssätze erhöhen die Schuldenlast beträchtlich. Dies wird auch aktuell in den Medien diskutiert. Die USA müssen unter zurzeit aktuell einen hohen Zinssatz für ihre Schulden bezahlen. Zudem wird mit dem neuen Gesetz «Big Beautiful Bill» von Präsident Donald Trump mehr Geld ausgegeben, was zu noch höheren Staatsschulden führen dürfte. Das neue Gesetz ist umstritten, jedoch rechtskräftig.

Was sind die Folgen einer hohen Staatsverschuldung?
Eine hohe Staatsverschuldung kann für ein Land belastend sein. Je mehr Geld aus dem Staatshaushalt für Schuldenrückzahlungen und Zinskosten aufgebracht werden muss, desto weniger Mittel stehen für die Ausgaben im Bereich Bildung, Infrastruktur oder Sozialleistungen zur Verfügung. Eine solche Konstellation kann wiederum das Vertrauen der Anleger und Märkte in die finanzielle Stabilität eines Landes erschüttern und zu einem belastenden Anstieg der Zinskosten führen. Offensichtlich ist, dass Investoren bei grösserem Kreditausfallsrisiko auch höhere Zinsen fordern. Schlimmstenfalls kann eine übermässige Staatsverschuldung zu einer regelrechten Schuldenkrise werden oder sogar zur Zahlungsunfähigkeit eines Landes führen. Ein derartiges Szenario hat gravierende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen und zieht zwangsläufig Sparmassnahmen, Steuererhöhungen oder Kürzungen bei staatlichen Leistungen nach sich. Eine grosse Belastung – insbesondere für die nachfolgenden Generationen. Regierungen versuchen, die Staatsverschuldung zu verringern, indem sie die Staatseinnahmen durch Steuerreformen steigern und neue Einnahmequellen erschliessen. Gleichzeitig müssen aber auch die Ausgaben gekürzt werden. Dies geschieht zum Beispiel durch Effizienzsteigerung oder die Streichung staatlicher Programme sowie den Abbau von Subventionen. Strukturreformen in der Verwaltung und im Sozialsystem helfen ebenfalls, langfristig Kosten zu sparen. Strategische Massnahmen zur Förderung des Wirtschaftswachstums, beispielsweise gezielte Investitionen in Bildung, Forschung und Infrastruktur, erhöhen das Steueraufkommen und reduzieren die Schuldenlast relativ zum Bruttoinlandsprodukt. Um ein Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben wiederherzustellen und die Schulden langfristig tragbar zu machen, ist es wichtig, eine nachhaltige Haushaltspolitik konsequent umzusetzen.

Wurden bereits Staatsbankrotte oder Zahlungsausfälle auf der Welt verzeichnet?
Argentinien war im Zeitraum von 2001 bis 2002 nicht in der Lage, seine Auslandsschulden von etwa 100 Milliarden USD zu bedienen. Im Jahr 2012 durchlief Griechenland einen umfassenden Schuldenrestrukturierungsprozess, in dessen Rahmen die Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen im Umfang von einem Drittel verzichteten. Die Liste ist nicht abschliessend.

Staatsverschuldung ein komplexes Thema
Die Staatsverschuldung ist ein vielschichtiges Phänomen mit zahlreichen Ursachen und weitreichenden Auswirkungen. Insbesondere in Krisenzeiten wird der Handlungsspielraum der Regierungen durch hohe Schulden stark eingeschränkt. Auch wenn es gelegentlich nötig ist, Schulden aufzubauen, um dringend erforderliche Ausgaben zu decken, ist es essenziell, eine nachhaltige Finanzpolitik im Hinblick auf die langfristige Perspektive zu entwickeln.

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