Inflation bedeutet keine Hyperinflation - GLKB
Inflation bedeutet keine Hyperinflation
Seit August steigen die Anleihenrenditen in den USA und in der Eurozone ununterbrochen, da Investoren ein Ende der ultraexpansiven Geldpolitik früher als erwartet sehen. Demzufolge werden Obligationen mit längeren Laufzeiten verkauft. Befürchtungen einer anhaltenden Phase höherer Inflation und einer Reduktion von Anleihenkäufen (Tapering) haben in den Industrieländern zu steigenden Anleihenrenditen und einer steil ansteigenden Zinskurve geführt, wobei die Rendite von Obligationen mit längeren Laufzeiten schneller zunimmt als jene von Obligationen mit kürzeren Laufzeiten. Die Höchststände der Inflation in den USA (+5,4 % auf Jahresbasis) und in Europa (+4,1 % auf Jahresbasis) könnten länger andauern, als ursprünglich erwartet, weil die internationalen Lieferketten nach wie vor angeschlagen sind und die Preise für Öl und Gas steigen. Auch wenn die pandemiebedingte Inflation vorübergehend ist, heisst das nicht, dass sie in absehbarer Zeit vorbei sein wird. Ökonomen und Notenbanker erwarten vielmehr, dass eine Normalisierung und eine Reduktion der höheren Konsumentenpreise erst 2022 eintreten werden. Der Höhepunkt der ultraexpansiven Geldpolitik wurde mit der Ankündigung des Taperings durch die Fed vor Jahresende erreicht. Die Notenbanken anderer Industrieländer, darunter Norwegen und Neuseeland, haben bereits mit Zinsanhebungen begonnen. Die Bank of England (BoE) könnte folgen, sobald sich die Beschäftigungsdaten bessern. Eine Zinserhöhung der englischen Zentralbank wurde von den Marktteilnehmern bereits im November/Dezember erwartet, da eine baldige Erhöhung des Leitzinses auch von einigen BoE-Vertretern vorgängig angedeutet wurde. Das Belassen des Leitzinses hat folglich überrascht. Aber man darf nicht vergessen, dass die Fed eine führende Rolle übernommen hat, was denn Beginn der internationalen Straffung der ultraexpansiven Geldpolitik anbelangt. Inflation – in Verbindung mit weniger expansiven Massnahmen der Zentralbanken – hat zu hohen Zinsen geführt. Von Hyperinflation kann man zurzeit nicht sprechen, weil eine Verteuerung der Konsumentenpreise im zweistelligen Bereich (Definition von Hyperinflation) mit einem grossen Angebotsschock oder einem signifikanten Rückgang der Konsumentennachfrage in Zusammenhang steht. Die Hyperinflation in den Industrieländern 1974 war die Folge eines Ölpreisschocks. Es lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die damaligen Bedingungen heutzutage nicht vorliegen und die Zentralbanken über moderne und dynamische Instrumente verfügen, um jeglichen inflationären Tendenzen entgegenzuwirken.